Warum heißt das Barcamp eigentlich Barcamp?

Wo das Barcamp seinen Namen her hat, ist tatsächlich gar nicht in einem Satz zu erklären. Mit der Eckkneipe hat es jedenfalls nichts zu tun. Dass dies im deutschen Sprachgebrauch nahe liegt und man zuerst das Bild vom Zelten am Thresen hervorruft, ist natürlich lustig, besser ist es aber, sich dieser Herausforderung gleich am Anfang zu stellen und das Barcamp ins richtige Licht zu stellen.

Oft verlinkt und auch wunderbar beschrieben wird das bei Franz Patzig.

Die Entstehung und (noch kurze) Geschichte der BarCamp Bewegung.

Tim O’Reilly (O’Reilly Verlag) veranstaltet seit 2003 jedes Jahr ein sogenanntes Foo Camp. Zu dieser Veranstaltung wird ein exclusiver Kreis von Internetdenkern und Erfindern zu einem Wochend-Brainstorming eingeladen. Kein festgelegter Zeitplan, keine Struktur, Zelten – Austausch in einer Atmosphäre, die kreativitätsfördernd ist.

Im Jahr 2005 hatten Tantek Celik, Ryan King (sicher) und evtl. Chris Messina und/oder Andy Smith (nicht mehr ganz sicher) auf der Heimfahrt von einer Veranstaltung die Idee, eine ähnliche, allerdings für alle offene Veranstaltung ins Leben zu rufen.

Hintergrund war, dass Tantek Celik seine Einladung für das Foo Camp noch nicht erhalten hatte, an der er in den Jahren zuvor teilgenommen hatte. (hier die ganze Story).

Der Name „Foo Camp“ bedient sich dabei der Abkürzung von „Friends of O’Reilly„. In Programmiersprachen gibt es aber auch ein „Foo“ und neben diesem u.a. auch ein „Bar„. Beide werden sehr häufig als Platzhalter, als Namen für Variablen (siehe Metasyntaktische Variable) genutzt, ähnlich den Blindtexten, die in der Mediengestaltung genutzt werden, wenn der eigentliche Text noch nicht vorliegt. Die Benennung der Veranstaltung, die sich an der Idee des Foo Camps orientiert, in Bar Camp lag daher auf der Hand.

Was zeichnet ein Barcamp aus?

Franz Patzig beschreibt die TeilnehmerInnen eines Barcamps als Enthusiasten, die gern „in einer offenen Umgebung lernen und Wissen weitergeben möchten“. Ich selbst hatte in einem Blogbeitrag schon einmal geschrieben: „Auf Barcamps treffen sich Menschen, die die Freiheit lieben und die Freiheit leben.“ und zielte dabei auf die Freiheit das eigene Lebensumfeld aktiv selbst zu gestalten.

Das Barcamp ist als solches sehr wohl als Tagungs- oder Konferenzformat zu beschreiben, da der Austausch von Wissen im Vordergrund steht. Allerdings stellt ein Barcamp wesentliche Element einer herkömmlichen Konferenz auf den Kopf. Auf einem Barcamp gibt es keine Zuhörer und in dem Sinne auch keine Referenten oder Redner. Das Programm wird nicht vorgegeben, sondern am Veranstaltungstag von allen Anwesenden selbst mit eigenen Beiträgen, Sessions genannt, zusammen gestellt.

Der Mensch steht bei einem Barcamp im Mittelpunkt. Was bei einem Barcamp passiert, bestimmen alle die, die da sind. Neben der inhaltlichen Ausgestaltung übernehmen die TeilnehmerInnen auch weitere Aufgaben selbst, die bei einer klassischen Konferenz dem Veranstalter obliegen. Alle Vortragenden sind selbst auch angehalten, ihre eigene Sessions zu dokumentieren. Das zielt in erster Linie darauf, dass eine Zusammenfassung der Session und eventuell vorhandene Präsentationsfolien im Nachgang im jeweils eigenen Blog festgehalten werden sollten. Auch wird dazu aufgefordert, selbst dafür Sorge zu tragen, dass andere vom Barcamp erfahren, vorher wie nachher.

Es gibt sogar sogenannte „Barcamp-Regeln“, die zwar, wie Franz beschreibt, ursprünglich als Parodie entstanden sind, aber dennoch das Barcamp so gut beschreiben, dass es sich lohnt sie ernst zu nehmen. Stefan Evertz hat sie folgendermaßen übersetzt:

Die 8 BarCamp-Regeln

  1. Sprich über das BarCamp.
  2. Blogge über das BarCamp.
  3. Wenn du etwas präsentieren willst, musst du dein Thema und deinen Namen in ein Präsentationsfenster schreiben. (“Sessionboard”)
  4. Stelle dich mit drei Worten vor. (Die drei “Hashtags” / Schlagworte bei der Vorstellungsrunde)
  5. So viele zeitgleiche Präsentationen wie es Räume gibt.
  6. Keine vorher festgelegten Präsentationen, keine Zuschauer (sondern Teilnehmer).
  7. Präsentationen dauern so lange, wie sie dauern oder bis das nächste Präsentationsfenster beginnt.
  8. Wenn du zum ersten Mal bei einem BarCamp bist, MUSST du präsentieren. (Ok, du MUSST nicht wirklich, aber versuche, zusammen mit jemand anders zusammen zu präsentieren oder stelle wenigstens Fragen und sei ein interaktiver Teilehmer.

(Übersetzt aus dem Englischen, Original siehe barcamp.org)

Barcamps in deutschsprachigen Raum

In der Schweiz, Österreich und Deutschland gibt es mittlerweile sehr viele Barcamps, die meisten darunter sind Themencamps. Eine Übersicht über alle anstehenden Barcamps findet man z.B. auf barcamp-liste.de. Aktuell findet man dort über 80 Barcamps und Themencamps!

Logos von Barcamps
Logos von Barcamps

Steffen Peschel